Vorurteile im WC?!?

Können in so etwas Alltäglichem wie WC-Schildern Vorurteile enthalten sein?
Schauen Sie selbst:

Wer soll wohl auf welche Toilette gehen? Und welche Eigenschaften werden dem jeweiligen Geschlecht dadurch zugeschrieben?
Gesehen in einem renommierten Freizeitpark.

Zum Vergleich eine Alternative hier:

Welche Information wird hier gegeben? Reicht sie aus?
Gesehen im Europäischen Jugendzentrum Strasbourg (EYCS).

Zwei Papas für Tango

Klappentext: „Die Pinguine Roy und Silo geben ihren Pflegern im Zoo einiges Kopfzerbrechen auf. Die beiden Jungs stecken nämlich immer nur zu zweit zusammen und zeigen allen Pinguinmädchen die kalte Schulter. Sie bauen sogar ein Nest ! Da schieben ihnen die Pfleger eines Tages einfach ein Pinguin-Ei unter und warten, was passiert…

Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst. Diese Geschichte hat sich im New Yorker Zoo tatsächlich zugetragen und kann Kindern mit nicht alltäglichen Familienformen vertraut machen.“

Sehr gut zum Vorlesen geeignet und als Gesprächsanlass über verschiedene Familienformen, die die Kinder kennen, sich vorstellen können und auch darüber, was in einer Familie wirklich wichtig ist. Autorinnen: Edith Schreiber-Wicke und Carola Holland, erschienen im Thienemann Verlag.

George

Aus dem Klappentext: „Ich bin kein Junge, ich bin ein Mädchen „, würde George am liebsten laut schreien, wenn ihre Mutter „Mein Junge“ zu ihr sagt. Aber sie traut sich nicht. Noch nic

ht einmal ihre beste Freundin weiß, was mit ihr los ist. Aber eines Tages entscheidet George, dass alle es wissen sollen.

George erzählt vom Anderssein, von Träumen und Wünschen und macht Mut, seinen eigenen Weg zu gehen. Zu sein, wer man ist.“
Alex Gino, Fischer Verlag

Für ältere Kinder zum selber lesen, aber auch für Erwachsene, die sich mit Leichtigkeit mit dem Thema „Transgender“ beschäftigen möchten. Leicht zu lesen, sehr berührend, macht Herz, Ohren und Augen auf für das, was wir leicht übersehen, nämlich, dass Kinder schon sehr früh spüren, wer sie sind und es von den Erwachsenen oft „übersehen“ wird, wenn es nicht in klassische Bilder passt. Wie reagieren Sie, wenn ein Kind in ihrer Gruppe sagt: „Ich wäre lieber ein Mädchen“ oder „Ich wäre lieber ein Junge“?

Das Zebra unterm Bett

Ein wunderschönes Kinderbuch von Markus Orths und Kerstin Meyer, das wunderbar in die Differenzlinie „sexuelle Orientierung“ und „Familie“ passt. Es handelt von Mut und Freundschaft, von Angst, Träumen und Unterstützung, davon, wie es ist, wenn morgens plötzlich ein Zebra unterm Bett liegt und wie es ist, mit 2 Papas aufzuwachsen. Schön zum Vorlesen oder selbst lesen. Besonders an dem Buch finde ich, dass es das Thema der 2 Papas gar nicht so besonders hervorhebt, sondern einfach aus Hannas Alltag erzählt. Sehr liebevoll gestaltet.

Ich war Mann und Frau

Kurzmitteilung

Vor Kurzem fiel mir das Buch „Ich war Mann und Frau“ von Christiane Völling in die Hände. Der Untertitel heißt „Mein Leben als Intersexuelle“. Auf den ersten Blick mögen manche denken: „Davon sind wir nicht betroffen“, oder „das ist im Kindergarten noch kein Thema“ oder ähnliches. Ich finde DOCH, es ist einThema, daher hier dieser Artikel. Ich war Mann und Frau

„Intersexuell“ bedeutet: „Es handelt sich um Menschen, deren äußeres geschlechtliches Erscheinungsbild von Geburt an, hinsichtlich der Chromosomen, der Keimdrüsen und der Hormonproduktion nicht nur männlich oder nur weiblich erscheinen, sondern scheinbar eine Mischung aus beidem darstellt.“ (www.im-ev.de).
Da in Deutschland innerhalb von 7 Tagen das Kind gemeldet und ein Geschlecht (männlich oder weiblich) zugeordnet werden muss, wurde über Jahrzehnte oft einfach ein Geschlecht ausgewählt, die Kinder entsprechend operiert und sozialisiert und ansonsten nicht viel darüber geredet. Die Folgen für die betroffenen Menschen in der Regel drastisch.

Die Zahlen sind nicht sehr klar, aber es wird davon ausgegangen, dass jeden Tag ein Kind intersexuell geboren wird. Jede_r von uns kennt also vermutlich einen intersexuellen Menschen – oder betreut eine_n in der Einrichtung.

„Mir ist das, egal, für mich sind alle gleich.“ Dieser Satz, mit dem manche Menschen Toleranz zu Tage bringen möchten, trägt aber im Gegenteil zum Verschweigen und zur Diskriminierung bei. Das Buch „Ich war Mann und Frau“ hat mir sehr die Augen geöffnet, wie sehr es auch in diesem Bereich in unser aller Verantwortung liegt, wirklich inklusiv zu sprechen und zu handeln, gerade wenn wir Mehrheiten angehören und Diversity wirklich leben möchten.

Was können wir tun?
1/ Formulare prüfen: ist die Angabe „m/w“oder „Herr/Frau“ wirklich notwendig? Falls ja, gibt es ein drittes Feld mit „intersexuell, Zwitter“ oder „anderes“?

2/ Bewusstheit über Rollenbilder, die wir leben und vermitteln. Was für ein Frauenbild / Männerbild vermittle ich? Wie sind unsere Rollen in der Einrichtung verteilt? Was erleben die Kinder und Jugendlichen?

3/ Vorsicht Sprache: „Klein für einen Jungen“, „Groß für ein Mädchen“, „Sie klettert wie ein Junge“, „Er rennt wie ein Mädchen“… diese „nicht-böse-gemeinten“ Aussprüche werden von Kinder gehört, prägen sie.  Wie gehen wir mit solchen Aussprüchen um? Wie und in welchem Rahmen thematisieren wir Rolle, Gender, Identität?

4/ Hintergrundwissen und Lebensgeschichten: welche Bücher und Informationen stellen Sie zur Verfügung? Für sich selbst, Kolleg_innen, Jugendliche, Kinder, Erwachsene?

Zum Weiterlesen:
Intersexuelle Menschen e.V.
Wikipedia
Völlig, Christiane: „Ich war Mann und Frau“
Rosen, Ursula: „Jill ist anders“ (Kinderbuch)
Fessel, Karen-Susan: „HerzBlut – Liebe macht anders“ (Jugendbuch)
Clips, Carsten: „Weil ich so bin“ (Jugendbuch, erscheint im Februar).

Weitere Artikel:
Seminar Reflexionsmoment: Geflüchtete